Goldener Käfig im Konzern - oder wie das Gehalt sich umgekehrt zur Arbeitsbelastung entwickelt
Ich würde gerne mal einen kurzen Einblick in die Erfahrungen geben die ich im Arbeitsleben die letzten Jahre gemacht habe und mich würde interessieren, ob es anderen auch so oder ähnlich geht.
Mein Start in das Arbeitsleben nach dem Studium war in einem sehr kleinen Unternehmen. Dieses war inhabergeführt. Spoiler Alarm: Empfehle ich an dieser Stelle niemandem! Die ersten Jahre habe ich dort bei einem relativ unterdurchschnittlichem Gehalt für meine Qualifikation verbracht, jedoch immerhin einiges gelernt. Nachdem mir die Allüren der Geschäftsführung zu groß wurden, habe ich mich dann relativ kurzfristig umorientiert und bin in einen größeren deutschen Konzern gerutscht. Die erste Feststellung war schon einmal das die Gehälter signifikant höher sind. Ich bin direkt von etwa 41 k€ auf 78 k€ gesprungen und hatte dabei sogar noch weniger Verantwortung als davor.
Nach ein paar Jahren habe ich dann intern die Stelle gewechselt. Dort war es dann schon so, dass ich realistisch vielleicht 20-25 Stunden die Woche gearbeitet habe. Dann kam natürlich das, was in Konzernen immer kommt. Es wird umstrukturiert. Inzwischen ist die Situation schon eigentlich nur noch absurd. Bedingt durch eine folge schneller Höhergruppierungen aufgrund sehr guter Bewertungen und wohlwollende Vorgesetzte, hat sich mein Fixgehalt innerhalb von weniger als 10 Jahren inzwischen auf 100k€ gesteigert. Inklusive Bonuszahlungen werden es dieses Jahr 120 T€ Brutto. Durch die Umstrukturierung sind einige meiner Aufgaben weggefallen. Somit arbeite ich realistisch betrachtet 1-2 Stunden am Tag und einen Großteil der Woche bin ich im Homeoffice.
Wenn jemand Anfragen hat, beantworte ich diese Natürlich zügig und bin natürlich auch während dem Tag erreichbar und mit der Qualität der Arbeitsleistung sind alle zufrieden. Es interessiert jedoch niemanden die Quantität der Arbeit.
Nun stelle ich mir die Frage. Wie damit umgehen? Einerseits ist es natürlich ein unglaublicher Luxus den Tag verbringen zu können wie man möchte. Sport, Haushalt etc. kann ich alles bequem von zu Haus am Tag machen. Andererseits ist es natürlich auch irgendwie etwas wenig herausfordernd, da natürlich auch das berufliche Lernen kurz kommt. Wenn ich an die Anfangszeit denke habe ich jede Woche neue Dinge gelernt während jetzt im Endeffekt Stillstand herrscht.
Parallel habe ich auch einmal geschaut was man am Markt für Stellen bekommt. Dort wäre wohl eine 40-45 Stunden Woche eher realistisch für so ein Gehalt, was dann auch irgendwie nicht sehr erquicklich ist. Andererseits kann man mit Mitte/Ende 30 so auch nicht den Rest seines Arbeitsleben verbringen.
Wie geht ihr mit solchen Themen um? Ggfs. feste Ziele für Monate/Wochen/Tage setzen was man lernen oder erreichen möchte? Oder doch einfach intern auf eine andere Stelle bewerben?
zl.ng: Nach Jobwechsel und Umstrukturierung ist ein Großer Teil der Arbeit weggefallen bei einem sehr hohen Gehalt. Wie damit in der Zukunft umgehen? Weiter im gleichen Job bleiben und die Zeit anderweitig nutzen oder sich neu orientieren.
Edit: Vielen dank an dieser Stelle für die vielen hilfreichen Posts und Ideen!
Der Plan für zumindest die nächsten Monate ist es die Füße stillzuhalten und die Situation zu genießen und zu nutzen um ein paar private Projekte voranzutreiben.
Ich werde mir denke ich einen Plan für jede Woche machen was ich an welchem Tag mache um die Zeit sinnvoll zu nutzen.
Eine Anmerkung am Rande. Ich vermute übrigens sehr stark das es bei meinem direkten Vorgesetzten nicht großartig anders aussah. Bei einem Gehalt von 140 T€+ was ich bei ihm Schätze habe ich die Vermutung. dass er außer an Tagen mit vielen "wichtigen" Meetings vermutlich auch nicht mehr als 3-4 Stunden gearbeitet hat. Jedoch habe ich ihm bei vielen Themen den Rücken komplett freigehalten, wodurch ich immer extrem gute Bewertungen und eine 1+ als Zwischenzeugnis erhalten habe sowie weitere Förderungen.
Das leidige Neidthema kommt natürlich auch an der eine oder anderen Stelle durch. Aber realistisch betrachtet würden denke ich die wenigsten Leute diese Situation ändern wollen und sich selbst dadurch ins "Unglück" stürzen.